Mittwoch, 31. Oktober 2012

Freitag Turm


Freitag ist ein Schweizer Unternehmen aus Zürich, das Sicherheitsgurte, Schläuche und LKW-Planen recycelt, um eine populäre Linie von Taschen zu schaffen. Das Unternehmen beantwortet seinen ökologischen Anspruch, indem es postindustrielles, urbanes und gebrauchtes Material wiederverwertet und zu Design macht. Dementsprechend wurde die Hauptfiliale von Freitag aus siebzehn rostigen, gebrauchten Fracht-Containern gebaut, die aufeinander gestapelt wurden und die so 26 Meter über dem trendigen Züri-West in den Himmel ragen. Diese von Annette Spillmann und Harald Echsle entworfen Behälter wurden entkernt, verstärkt, aufgetürmt und gesichert. Es bedurfte einiges an Überredungskunst, um den Stadtrat davon zu überzeugen, dass dieses Gebäude einerseits statisch zuverlässig abgesichert sei, und dass es ausserdem Akzeptanz bei der Bevölkerung finden würde. An diesem originelle Geschäftsort findet man auf vier Ebenen 1.600 einzigartig gestaltete Taschen. Vom Dach aus genießt man in der Vogelperspektive einen ausgezeichneten Blick auf das ehemalige Industriequartier. Die obere Hälfte des Turms beinhaltet ein Treppenhaus, das zu diesem Aussichtspunkt führt und der Lautschriftreklame „Freitag“ an der Frontseite dient, das von der Hardbrücke aus gesehen werden kann.



 



Die Marke “Freitag” zielt auf ein jugendliches Gegenkultur-Publikum ab und baut damit ein bestimmtes Image auf. Die Produkte werden aber völlig überteuert (-und das sogar für Züricher Verhältnisse!-) angeboten, so dass sich das eigentliche angesprochene Publikum diese Ware gar nicht leisten kann. Die wohlhabenden Pseudo-Rebellen, die das Glück haben, einer reichen Familie anzugehören, können sich mit einer Freitagtasche von ihrem bürgerlichen Hintergrund distanzieren und damit zeitweise die Illusion einer anderen Identität leben. Dann gibt es noch die Generation der ältern „Junggebliebenen“, die durch das Freitag Objekt einen Zustand der „Ewigen Jugend“ assoziieren und keine Probleme damit haben, diese Produkt zu kaufen, denn sie sind ja schon etabliert. Schliesslich könnte man sagen, dass die Marke eigentlich einen snobistischen Touch hat und nicht weniger konformistisch ist, als irgendein anderes Luxuriöses Designer Objekt von Bahnhofstrasse.